Warum eine Kotprobe untersuchen lassen?


Grundlegend sollte eine Kotprobe bei einem Neuzugang entnommen und untersucht werden, um später eine Ansteckung mit dem vorhandenen Bestand zu vermeiden. Oft sieht man dem Tier einen Parasitenbefall nicht an, es sei denn dieser ist so gravierend, dass er bereits mit dem bloßen Auge erkennbar ist. Ohne Behandlung können Parasiten zur Veränderung des Fressverhaltens bis hin zur Futterverweigerung führen. Abmagern und Wachstumsstörungen sind die Folge. Leider versterben auch heutzutage noch viele Tiere in der Winterstarre, da ein Parasitenbefall unerkannt blieb bzw. erst gar keine Kotprobe untersucht wurde.


Aber auch der vorhandene Bestand ist regelmäßig zu untersuchen.


Nicht immer sind Parasiten gleich mit der ersten Probe nachzuweisen, sondern werden intermittierend (gelegentlich) ausgeschieden. Daher ist es ratsam entweder gleich mehrere Proben einzusenden oder diese im kurzen Abstand zu wiederholen.



Was ist bei der Entnahme einer Kotprobe zu beachten?


Grundlegend gilt, der Kot muss frisch - also nicht ausgetrocknet - und frei von Verschmutzungen (Erde, Urat, Urin usw.) sein. Bis zur parasitologischen Untersuchung ist eine Lagerung über 3 Tage zu vermeiden. Der Probe dürfen keine Zusätze wie Zellstoff, Watte o. ä . beigegeben werden. Je frischer der Kot ist, um so exakter das Ergebnis! Weiterhin ist eine geeignete, auslaufsichere Verpackung sowie ein steriles Transportmedium zu wählen. Bei Sammelproben ist eine Einzelbeschriftung pro Röhrchen vorzunehmen.


Übliche Kotprobenröhrchen mit Löffel


Wie ist eine Kotprobe zu entnehmen und wo wird diese untersucht?


Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten:


1. Der direkte Tierarztbesuch

Die Schildkröte wird einem reptilienkundigen (!) Tierarzt vorgestellt. Auf der Fahrt zum Tierarzt koten die Tiere meistens von ganz allein. Somit findet der Tierarzt eine frische Kotprobe vor und kann diese sofort untersuchen. Falls nicht, wird das Tier vor Ort lauwarm gebadet und setzt zu 99 % immer Kot ab. Anderweitig kann ein Kloakenabstrich direkt beim Tierarzt entnommen werden.


2. Einsenden der Probe

Hierzu benötigt man ein Kotprobenröhrchen, welches z. B. von Exomed kostenlos zugesandt wird. Weiterhin kann man diese in Apotheken oder in Onlineshops kaufen. Weitere geeignete Verpackungen sind u. a. Filmdosen, Glasröhrchen (z. B. von einer Vanille-Schote), Ü-Ei-Verpackung usw., die jedoch vorher dementsprechend gesäubert werden sollten.


Der frisch gefundene Kot wird mit dem Löffel direkt in das Kotröhrchen gegeben und fest verschlossen. Entnimmt man beispielsweise am Sonntag eine Probe, so ist diese bis zum Versand im Kühlschrank aufzubewahren. Hierbei gibt man wenige Tropfen Leitungswasser in das Röhrchen, damit die Probe bis zur Ankunft im Labor nicht austrocknet. Bei Sammelproben sind die einzelnen Röhrchen zusätzlich zu beschriften. Weiterhin ist ein Formular für das Probenmaterial auszufüllen und der Probe beizulegen. Dieses sollte möglichst vollständig ausgefüllt werden, da bei fehlenden Angaben eine Untersuchung oder Rechnungslegung nicht möglich ist oder sogar verweigert werden kann.


Bei folgenden Tierärzten/Institutionen kann eine Kotprobe zur Untersuchung eingesandt werden:


Wie oft sollte man den Kot untersuchen lassen?


Idealerweise ist der Kot mindestens zwei mal im Jahr zu untersuchen. Ich empfehle eine Untersuchung im Frühjahr (April-Mai) und eine weitere im Spätsommer (Juli-August). Die zweite Kotuntersuchung ist besonders wichtig, damit die Tiere gesund und parasitenfrei in die Starre gehen können.


Aber auch die Frühjahruntersuchung ist nicht zu unterschätzen, um den Tieren in ihrer Aktivitätszeit die Nahrungsaufnahme, ein gesundes Wachstum sowie die Paarung zu ermöglichen.



Ein frisches und gesund aussehendes "Kackhäufchen"



Was ist dem Befund zu entnehmen?


Im Normalfall ist der Befund verständlich und selbsterklärend. Dieser enthält mindestens die Halterangaben, die Tierart, die nachgewiesenen Parasiten/Bakterien/Pilze usw. (je nach dem was untersucht werden sollte) und den Schweregrad. Weiterhin wird eine medikamentöse Behandlung mit Nennung des Medikamentes sowie weitere hygienische Punkte zur Beachtung (z. B. sterile Haltung, Säubern/Entfernen der Einrichtungsgegenstände usw.) empfohlen.


Momentan werden je nach Art der Parasiten und Schwere des Befalls die Medikamente PANACUR sowie WELPAN eingesetzt, die oral verabreicht werden und allgemein gut verträglich sind.



Was ist bei der Behandlung zu beachten?


Niemals sollte einfach profilaktisch entwurmt werden! Es ist immer eine parasitologische/mikrobio-logische Untersuchung vorzunehmen, die eine Behandlung voraussetzt.


Ist der Befund positiv - also wurden Parasiten nachgewiesen - sollte umgehend eine Entwurmung eingeleitet werden. Hierbei ist zu beachten, dass während der Entwurmung - insbesondere im Spätsommer -  noch ein umfangreiches Nahrungsangebot und die vollständige Verwertung dieses zur Verfügung stehen. Hierunter versteht man, dass das behandelte Tier noch ausreichend Nahrung zu sich nimmt, um alle Parasiten auszuscheiden und die Medikamente vor der Winterstarre abzubauen. Eine Verringerung von Wärme und Licht ist in dieser Zeit unbedingt zu vermeiden. Es ist wichtiger das Tier gesund und parasitenfrei in die Starre zu geben, und lieber etwas später und kürzer starren zu lassen, als es in dieser Zeit für immer zu verlieren.


Um zu wissen ob eine Behandlung erfolgreich war, ist eine weitere Kotprobenuntersuchung notwendig. Anderweitig muss die Behandlung fortgesetzt werden bis das Tier parasitenfrei ist. Nach der letzten Medikamenteneingabe und der parasitenfreien Kotuntersuchung, ist das Tier noch mindestens 6 - 8 Wochen warm, hell und mit Futter zu versorgen. Erst danach darf mit der Vorbereitung zur Winterstarre begonnen werden.



Wie lange dauert eine Behandlung?


Das kann man so pauschal nicht sagen, da es vom Befall und deren Schweregrade abhängt. Im Normalfall wird mindestens zwei mal (Erst- und Folgeeingabe) im Abstand von 14 Tagen behandelt. Dies kann sich aber auch bis zu 8 Wochen hinziehen.


Letztes Update: 2. Mai 2010