Hiermit möchte ich einen umfangreichen jedoch nicht vollständigen Überblick über diverse Krankheiten geben. Unterschieden wird in krankhafte Haltungs- und Fütterungsschäden sowie direkte Erkrankungen äußerlich und innerlich, Infektionskrankheiten sowie Krankheiten durch Parasitenbefall und Jungtierkrankheiten. Ich möchte noch erwähnen, dass ich kein Tierarzt bin und daher - bei der nur geringsten Unsicherheit bei einem erkrankten Tier - immer den direkten Weg zum schildkröten- kundigen Tierarzt empfehlen kann.



Krankhafte Haltungs- und Fütterungsschäden

Papageienschnabel/Überbiss des Unterkiefers
Das Symptom sind überlange Hornschneiden, die einem Papageienschnabel ähneln. Bei einem Überbiss des Unterkiefers steht dieser vor und der Schnabel kann nicht mehr komplett geschlossen werden. Im schlimmsten Fall kann kaum oder gar kein Futter mehr aufgenommen werden. Dies entsteht durch nicht artgerechtes, zu weiches Futter, welches die Hornschneiden nicht natürlich abnutzt. Deshalb stets faserreiche, eiweißarme Kost und Heu anbieten. Beim Tierarzt werden die Hornschneiden fachgerecht gekürzt.



unnatürlicher Papageienschnabel - Extrembeispiel


Osteomalazie
Ist eine Knochenerweichung bei adulten Tieren, die auf Mangel an Kalzium, Phosphor oder Vitamin D3 zurückzuführen ist. Hierbei bewegt sich das Tier weniger, der Panzer ist weich, verformt, meist höckerig und abgeflacht. Eine Besserung ist durch artgerechtes Futter im richtigen Kalzium-Phosphor-Verhältnis, einer ausreichenden UV-Bestrahlung sowie einer zusätzlichen Reichung von Zusatzpräparaten z. B. Korvimin ZVT zu erzielen.

Osteoporose
Hierbei handelt es sich um Knochenschwund, der durch die Verminderung von Knochensubstanz entsteht. Dies entsteht durch länge falsche Fütterung oder Futterverweigerung. Unter dem Röntgenbild sind kleine Löcher in den Knochenplatten zu erkennen, die durch abgebautes Knochengewebe nicht vollständig wieder ersetzt wurden. Es liegt ein Mangel an Eiweiß sowie auch Kalzium- und Phosphormangel vor.

Osteodystrophia fibrosa
Es wird vermehrt mineralisiertes Knochengewebe abgebaut. Das Skelettgerüst verliert an Stabilität und es wird durch gemindertes Gewebe ersetzt. Die Ursache ist ernährungsbedingt durch einen Überschuss an Phosphor und Mangel an Kalzium. Oft kommt ein Vitamin D3-Mangel hinzu. Auch nur Kalziummangel führt zu dieser Krankheit.

Durchfall
Tritt auf bei futterbedingter Ernährung oder bei Befall von Parasiten, Pilzen oder Bakterien. Oft tritt Durchfall bei Reichen von Obst, Tomaten oder Gurken auf. Ernährung umstellen und ggf. Kotprobe untersuchen lassen.

Urikose
Gicht ist ebenfalls ernährungsbedingt und auf zu proteinreiche Nahrung, Wassermangel und Nierenstörungen zurückzuführen. Die Uratkonzentration im Blutplasma wird erhöht, die Stickstoff-Abfallprodukte von den Nieren lagern sich in anderen Organen wie z. B. Herz oder Leber ein und führen zu Gicht. Gicht kann zu Verdickungen in den Gelenken führen und ist nur im Frühstadium behandelbar.


Schnabelfehlstellung, Verdickung des Panzers sowie Fettleibigkeit (Agrionemys horsfieldii)


Hypovitaminose
Hierbei handelt es sich um eine Vitamin-Unterversorgung, die die Abwehrkräfte schwächt. Vitamine sind an unzähligen Vorgängen im Körper beteiligt. Ein Mangel an den entsprechenden Vitaminen (wasser- und fettlösliche) ist unter Ernährung kurz erwähnt.

Hypervitaminose
Ist eine Vitamin-Überversorgung. Vitamine können im Körper (z. B. Leber; Fettgewebe, Nieren) teilweise gespeichert werden. Wasserlösliche Vitamine werden durch die Nieren bei Überschuss ausgeschieden. Eine Überversorgung kann zu Vergiftungen führen.

Vitamin-A-Vergiftung
Entsteht durch Überschuss, z. B. durch zusätzliche Reichung von Präparaten aus dem Zoohandel, die sehr hochkonzentriert sind oder durch eine Vitamin-Injektion. Typische Symptome sind großflächige Häutungen an Beinen, Hals und im Schwanzbereich, die teilweise tief in das Gewebe reichen. Die Hautoberfläche darunter ist meistens rosa. Eine Infektion ist vorprogrammiert und muss behandelt werden. Es kann sogar zum Verlust der Hornschneiden kommen. Eine Überdosierung kann auch zu Missbildungen bei trächtigen Weibchen führen. Ein Tierarzt ist unbedingt aufzusuchen!


Anfängliche Höckerbildung bei einer Testudo hermanni hermanni.


Legenot
Kann durch Haltungs- und Fütterungsfehler bedingt sein, aber auch durch zu große (selten) oder zerbrochene Eier, zu rauher Schale oder verklebte Eier, deformiertes Becken/Panzer oder durch Verletzungen an der Kloake entstehen. Hinzu kommt, dass meistens eine Kalziumunterver- sorgung sowie ein ungünstiges Kalzium-Phosphor-Verhältnis mit Vitamin D-Mangel Ursache ist. Weiterhin kann auch eine fehlende oder nicht geeignete Eiablagestelle Ursache sein sowie Störungen durch andere Schildkröten aber auch psychische und physische Probleme. Bei trächtigen Weibchen ist besonders auf einen erhöhten Bedarf an Kalzium zu achten, damit die Eier beschalt werden können.

Erkältung
Eine Erkältung tritt meistens bei zu kühler Haltung, eher aber bei Zugluft auf. Typische Symptome sind Bläschenbildung aus der Nase, unregelmäßiges und schweres Atmen und oft auch apathisches Verhalten mit Futterverweigerung. Entgegenwirken kann man mit verbesserter Haltung. Kranke Schildkröten sind in Quarantäne zu setzen und wärmer zu halten. Erfolgt nach kurzer Zeit keine Besserung, ist ein Tierarzt aufzusuchen.

Adipositas
Ist eine Überernährung bzw. Fettleibigkeit, die leicht am Herausquillen von Haut aus dem Panzer bzw. Fettröllchen an den Gliedmaßen zu erkennen ist. Atmen und Laufen fallen schwer. Das Alter im Vergleich zum Gewicht und der Größe sind ebenfalls eine gute Kontrollmöglichkeit. Bei Adipositas wird sehr viel (energiereiche) Nahrung aufgenommen und in der Leber sowie Unterhaut als Reserven angelegt. Viel Bewegung, Klettern, Ruhephasen (Sommer/Winter) sowie Schlechtwetterperioden (keine Nahrung findend), Paarung und Trächtigkeit können die Reserven wieder aufbrauchen. Zukünftig ist auf eine Reduzierung der Fütterungshäufigkeit, Nahrungsmenge sowie auf energiearmes Futter zu achten. Die Haltungsbedingungen sind auf ausreichend Bewegungsfreiheit (Größe der Behausung) zu kontrollieren und eine Winterstarre ist einzuhalten.



Eine junge Schildkröte, die zu gut gefüttert wurde. Hinzu kommt fehlende UV-Bestrahlung (UV-B).



Erkrankungen (äußerlich/innerlich)

Panzerverletzungen
Können verschiedene Ursachen haben: z. B. Sturz, Biss (z. B. Hund), Tritt oder durch Maschinen (Motorsense, Rasenmäher etc.), Feuer, Pilzinfektionen usw. Bei einem Sturz, Biss oder Tritt entstehen meistens große Risse oder Spaltungen im Panzer, die oftmals bluten. Hierbei kann es sogar zum Verlust von Panzerteilen kommen, die sehr schwer und sehr lange ausheilen. Im natürlichen Habitat kommt es sogar oft zu Brandverletzungen am Panzer, die leider oftmals tödlich enden. Auch Verbrennungen durch zu niedrig hängende Strahler sind zu überprüfen und zu beheben. Bei allen Panzerverletzungen sind Beschädigungen der inneren Organe nicht ausgeschlossen. Auch Nagerfraß (Ratten, Mäuse etc.) können den Panzer sowie die Gliedmaßen enorm beschädigen. Oftmals sind sogar Knochenbrüche der Extremitäten damit verbunden. Hier gilt: sofort zum Tierarzt! Das Durchbohren des Panzers, um dann Ringe und/oder Ketten gegen Ausbruch anzubringen, ist eine große Verletzungsgefahr und verstößt gegen den Tierschutz!

Panzernekrosen
Sind Erkrankungen mit Pilz- oder Bakterienbefall, die meistens nur oberflächlich sind, sich aber auch bis in den Panzer und in die Leibeshöhle ziehen können. Empfindlich sich Tiere, die bereits eine leichte Panzerverletzung haben, begünstigt durch mangelnde Substrathygiene oder Immunschwäche durch dauerhaft zu niedrige Temperaturen. Erkennbar ist eine Nekrose anfangs an kleinen Trennungen der Hornschilde, Verfärbungen oder Aufwölbungen. Bei Nichtbehandlung kann der Knochenpanzer stark zerstört werden und sogar ein Befall mit Fliegenmaden ist nicht auszuschließen. Heilung durch sehr lange Behandlung vom Tierarzt.

Missbildungen
Zu den Missbildungen gehören u. a. Schildanomalien, die oft auf zu hohe Bebrütungstemperaturen zurückzuführen sind. Dabei können zu viel oder zu wenig Hornschilde vorhanden sein. Dies beeinträchtigt die Schildkröte jedoch keineswegs. Schlimme, jedoch sehr seltene Missbildungen sind siamesische Zwillinge, die oftmals operativ getrennt werden müssen. Hierbei ist die Sterblichkeitsrate recht hoch. Auch sind manchmal Pigmentstörungen vorhanden, die auch keine Beeinträchtigung haben. Es gibt nur Probleme, wenn eine Pigmentstörung auch im Auge (Iris) vorliegt. Diese erscheint dann rot und das Tier ist lichtempfindlicher und kann schlechter sehen. Weitere – meistens nicht überlebensfähige - Missbildungen sind oft auf Erbschäden wie Defekte an Hornschneiden, Kiefer oder ein Wolfsrachen zurückzuführen.



Missbildung des Panzers (Panzerenge, Sattelpanzer), welcher auch haltungs- und fütterungsbedingt

entstanden sein kann.


Abszesse
Treten oft bei Hautverletzungen auf, die auf Eitererreger zurückzuführen sind. Wird eine Wunde nicht oder nicht gründlich gereinigt, können sich Abszesse bilden. Die Entfernung erfolgt meist chirurgisch und wird danach steril gehalten.

Posthibernale Anorexie
Heißt Nahrungsverweigerung nach der Winterstarre. Der Blutglucosewert ist nach der Winterstarre hoch und führt vermutlich zur Futtersuche. Während der Starre greifen die Tiere auf ihre Fettreserven zurück, bei der Atmung – die sehr gering ist – verlieren sie geringe Mengen an Wasser. Nachdem die Fettserven aufgebraucht sind, werden die körpereigenen Eiweiße abgebaut. Dabei steigt die Konzentration der harnpflichtigen Stoffwechselprodukte im Blut an. Tiere, die auch nach Tagen oder sogar Wochen keine Nahrung zu sich nehmen, haben Probleme mit dem Stoffwechsel und einen abfallenden Glucosewert. Es können größere Gewichtsverluste Ursache sein sowie eine Schnabelhöhleninfektion, Nasenausfluss und verklebte Augenlider auftreten. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss. Eine weitere Möglichkeit kann das Problem mit der Darmflora sein, wenn der Darm vor der Einwinterung komplett geleert wurde oder noch zu viel Restnahrung beinhaltet hat. Anfänglich werden lauwarme Bäder, UV-Bestrahlung und wärme Haltung angeordnet. Es erfolgt eine Zufuhr von Flüssigkeit, Energie und Vitaminen, welches auch per Magensonde erfolgen kann.

Anorexie
Hierbei handelt es sich um eine stressbedingte Nahrungsverweigerung. Ursache könnte eine Umsiedlung sein, wobei der Neuling gestresst wurde. Aber ein Tier aus Einzelhaltung – vor allem Männchen – sind davon betroffen. Eventuell fand ein Rivalenkampf statt und das Tier zieht sich zurück. Oder auch eine vorab schwere Krankheit oder Operation war der Auslöser. Die Ursache ist herauszufinden und hat auch oft mit Haltungsbedingungen zu tun. Der Tierarzt kann unterstützend mit B-Vitaminen, Bioseringaben u. w. sowie mit warmen Bädern den Appetit anregen. Um andere Krankheiten auszuschließen, sind manchmal Röntgenaufnahmen sowie die Untersuchung von Blut-, Harn- und Kotproben notwendig.

Turmähnliche Höckerbildung bei einer Stigmochelys pardalis (Pantherschildkröte).



Infektionskrankheiten

Virusstomatitis
Die wohl am häufigsten befürchtete Krankheit. Sie wird durch Herpesviren beim Fressen oder Schnabelkontakt zu anderen Schildkröten – die damit infiziert sind – übertragen. Besonders betroffen sind Griechische sowie Vierzehen Schildkröten. Die Krankheit endet oft schnell und tödlich. Aus der Nase tritt Sekret aus und das betroffene Tier „speichelt“, die Zunge ist belagartig entzündet. Die Nahrungsaufnahme lässt nach, es kann Atemnot eintreten und Durchfall auftreten. Die Eindeutigkeit dieser Krankheit kann nur über Proben aus dem Maul (Tupferprobe) sowie einer Blutuntersuchung diagnostiziert werden. Es können nur Therapieversuche erfolgen. Das Tier muss ab der Diagnose lebenslang in Quarantäne und darf keinen Kontakt zu anderen Schildkröten haben. Alle anderen Tiere sind grundsätzlich zu untersuchen.

Pneumonie
Eine Erkältung kann leicht in eine Lungenentzündung (Pneumonie) übergehen und ist mit Antibiotika zu behandeln. Die Krankheit wird durch Bakterien oder Strepto- und Staphylokokken vorgerufen. Erkennbar ist sie an der auffälligen, schweren Atmung, wobei sich beim Ausatmen Bläschen an der Nase bilden und das Maul oft leicht geöffnet ist. Leicht zu verwechseln mit einer Erkältung, daher nicht zu unterschätzen. Fällt die Lungenentzündung schwer aus, kann es sogar zu Atemnot kommen; dabei streckt das Tier beim Atmen stets seinen Hals und Kopf sehr weit aus dem Panzer und „jappst“ mit Geräuschen regelrecht nach Luft. Weiterhin nehmen sie meistens an Gewicht ab, fressen nicht mehr und die Schnabelhöhle kann sich blaurot – aus Mangel an Sauerstoff – verfärben. Anhand eines Röntgenbildes kann die Krankheit schnell diagnostiziert werden. Der Tierarzt verschreibt Antibiotikum sowie weitere Präparate. Das erkrankte Tier muss in Quarantäne und warm sowie ohne Zugluft gehalten werden.

Rhinitis
Ist eine Nasenschleimhautentzündung, wobei hier ständig ein wässriges bis zählflüssiges Sekret aus der Nase fließt, verbunden mit starken Atemgeräuschen und meistens einer Bindehautentzündung. Hierbei erfolgt eine Untersuchung auf Bakterien, wenn eine Lungenentzündung ausgeschlossen wird. Der Tierarzt behandelt mit diversen Medikamenten, um das Immunsystem wieder zu stärken. Eine Virale Rhinitis (Virusschnupfen) wird stärker behandelt, sämtlicher Kontakt zu anderen Schildkröten muss vermieden werden.



Höckerbildung durch fehlende UV-Lampe



Parasitenbefall

Ektoparasiten
Sind Parasiten, die sich äußerlich an der Schildkröte ansiedeln. Hierzu zählen Milben, die meistens, aber eher selten, in der Kloakenregion vorzufinden sind und auf einen Mangel an Hygiene zurückzuführen sind. Bei Milbenbefall ist die gesamte Unterkunft zu säubern, zu desinfizieren und neu einzurichten. Der Tierarzt verschreibt ein Präparat. Auch Zeckenbefall ist nicht ausgeschlossen. Sie befinden sich oft an den Weichteilen und sind mit einer handelsüblichen Zeckenzange zu entfernen. Eventuell Wundsalbe auftragen.


Endoparasiten


Einzeller
Es gibt diverse Einzeller, die unsere Tiere besiedeln könnten. Hierzu gehören Hexamiten, die den Darm – aber auch den Harnapparat – besiedeln können. Der Nachweis erfolgt über eine Kotprobe oder über Harn. Es wird meistens mit Metronidazol behandelt. Es können aber auch Amöben (Entamoeba invadens) in den Organismus gelangen, die sich u. a. im Darm und/oder über das Blut zur Leber verbreiten. Folgen können schwere Abszesse oder Nekrosen sein. Amöbenzysten sind sehr hartnäckig und können leicht z. B. über den Halter, Reinigungsgeräte oder andere Tiere übertragen werden. Das erkrankte Tier erbricht, würgt oder zeigt Schnabelsperren, meist mit Apathie und schleimigen Kot (manchmal auch blutig) verbunden. Der Nachweis erfolgt über eine frische Kotprobe. Behandelt wird u. a. mit Metronidazol und machmal zusätzlich mit Ringerlaktat und Vitamin-Komplexen. Erkrankte Tier müssen sehr warm (etwa 35 °C) mit viel Wasserangebot gehalten werden. Der Halter muss penibel Hygiene halten und sämtliche Gegenstände desinfizieren. Andere Reptilien (z. B. Schlangen) müssen analog untersucht und behandelt werden. Ein weiterer Einzeller sind Kokzidien, die aber sehr selten sind. Es gibt keine spezifischen Symptome außer Unruhe, weicher Kot eventuell mit Blutbeimischung sowie Appetitlosigkeit. Der Nachweis erfolgt über eine Kotprobe, behandelt wird oral mit Sulfonamide oder Toltrazuril über 3 Tage.


Wurmbefall
Auch Würmer -Trematoden (Saugwürmer) – können Schildkröten im Darm, in den Gallengängen, der Nierengegend inkl. Harnblase aber auch im Blut und der Lunge befallen. Eine Übertragung auf andere Schildkröten ist nicht möglich. Im Darm lebende Saugwürmer sind über den Kot nachzuweisen, relativ harmlos und behandelbar. Ausgedehnter Befall z. B. über die Blutbahn hinterlässt „Fraßspuren“ (kleine weiße wurmartige Fäden auf den Areolen) und kann tödlich enden. Bandwürmer – Zestoden – treten nicht häufig bei Schildkröten auf und äußern sich in Abmagerung, Schwächung des Immunsystems und Anfälligkeit für weitere bakterielle Infektionen. Eine Kotprobe bringt Aufschluss und kann medikamentös behandelt werden. Auch ein Befall mit Rundwürmern wie z. B. Oxyuren (Pfriemenschwänze), Askariden (Spülwürmer) oder Ancylostoma (Hakenwürmer) sind möglich. Oxyuren verursachen relativ geringe Schäden, sind über den Kot nachzuweisen und u. a. mit Panacur zu behandeln. Die Therapie kann über Monate dauern, da Oxyuren sehr hartnäckig und langlebig sind. Kotuntersuchungen in bestimmten Abständen – vor allem vor der Winterstarre – sind empfehlenswert. Oxyuren können auf andere Schildkröten übertragen werden. Askariden treten meistens im Darm und der Darmschleimhaut auf und können auch in die Leibeshöhle gelangen und dort schwere Schäden anrichten. Symptome sind u. a. Abmagerung, Durchfall, Darmverschluss oder Blutarmut. Askariden sind im Kot nachweisbar und mit einem speziellen Medikament per Magensonde behandelbar. Ancylostoma hingegen können sich in der Darmwand festhaken und Blut saugen. Erkennbar am geringen Wachstum oder Gewichtsverlust, aber behandelbar. Alle Würmer sind oftmals nicht mit dem Auge erkennbar. Erscheinen jedoch Würmer bei Kotabsonderung, muss unbedingt schnell eine Kotuntersuchung erfolgen.



Typische Jungtiererkrankungen

Mineralstoffmangel/Rachitis
Erkennbar bei Jungtieren an einem weichen Panzer, die beim Laufen den Panzer nicht mehr anheben oder sogar kaum noch laufen und schnell ermüden. Später treten schmerzliche Symptome bei der Nahrungsaufnahme auf. Der Panzer verformt sich durch Höckerbildung und es entstehen Knicke in der Wirbelsäule oder der Panzer flacht ab (Einsinken) und sieht unnatürlich verformt aus. Hierbei wird kein oder nur unvollständig das Knorpelmodell für das spätere Skelett gebildet. Ursache ist ein Vitamin D3-Mangel, der durch fehlende UV-Bestrahlung verantwortlich ist. Auch Phosphor- und Kalziummangel sind nicht auszuschließen. Oftmals sind durch Röntgen auch Ansammlungen von Sand, Kies oder Bodensubstrat im Darmtrakt vorzufinden. Die Panzerverformung ist nicht mehr zu beheben, sie kann nur durch artgerechtes Futter mit einem ausgeglichen Kalzium-Phosphor-Verhältnis und einer UV-Bestrahlung verbessert werden. Weiterhin sind Zusatzpräparate (Mineralstoffgemische mit Spurenelementen) zu verabreichen. Bei ausgewachsenen Tieren sind es die gleichen Symptome, man spricht von einer Knochenerweichung (Osteomalazie).


Neben der Rachitis treten sehr oft Erkrankungen mit Endoparasiten (siehe oben) auf sowie der "Papageienschnabel".



schwerwiegende Rachitis (Griechische Landschildkröte/Breitrandschildkröte)


Letzes Update: 15. Januar 2008