Die dauerhafte Haltung von Schildkröten im Terrarium ist nicht artgerecht. Wenn eine kurzzeitige Haltung im Terrarium jedoch unabdingbar ist, muss das Terrarium technisch so ausgestattet sein, das es dem Tier an nichts fehlt. Dies ist mit einem erhöhten Technikaufwand verbunden. Die Stromkosten sind hierbei nicht zu unterschätzen!

Nachdem man sich für ein Terrarium – ob nun im Fachhandel gekauft oder bestenfalls selbstgebaut - entschieden hat und auch für einen geeigneten Raum, wird dieses jetzt mit entsprechenden Leucht- mitteln ausgestattet.


Was wird alles benötigt?

Tageslicht-Leuchtmittel
Je nach Standort und Tageslichteinfall, muss überlegt werden, ob und welche Tageslichtlampe notwendig ist. Steht das Terrarium mit gutem Lichteinfall in der Nähe eines Fensters, kann darauf verzichtet werden (nicht bei dauerhafter Haltung). Da Schildkröten aber tagaktive Tiere sind und Licht mit Wärme verbinden, würde ich stets eine Tageslichtlampe empfehlen. Zu dunkle Haltung kann zu Inaktivität der Tiere führen.

Das Spektrum eines guten Leuchtmittels sollte dem Tageslicht entsprechen. Tageslicht hat eine Farb- temperatur von ca. 4.500 – 6.500 K (Kelvin). Das gewählte Leuchtmittel, sollte daher der natürlichen Farbtemperatur und Farbwiedergabe nahe kommen. Die Angaben auf den Leuchtmitteln für Farb- temperatur werden in K-Werten und für Farbwiedergabe in Ra-Index angegeben. Die Werte der Farbwiedergabe liegen zwischen 0-100; je höher die Angabe ist, umso besser ist die Farbwiedergabe.

  

HQL-Lampe von Sylvania, 125 W                HQL-Lampe, 80/125 W, 6230 K, 14,4 Ra

Hierzu kann ich ausschließlich HQL- (Quecksilberdampf-Hochdrucklampen) oder HQI-Lampen (Halogen-Metalldampf-Lampen) empfehlen, da diese ein sehr natürliches Licht abgeben. Es wird immer behauptet, dass HQL-Lampen nur eine Farbtemperatur von 3.000 – 4.200 K haben und der Ra-Index ebenfalls gering ist, jedoch geben sie UV-Strahlen und viel Wärme ab. Bei den heutzutage modernen HQL-Lampen konnte ich das nicht feststellen. Sie haben ein sehr helles Licht und meistens ausgezeichnete Farbtemperaturen von über 6.000 K, der Ra-Index ist gut. HQI-Lampen geben neben UV-A- und UV-B-Strahlen auch schädliche UV-C-Strahlen ab. HQI-Lampen (HQI-Brenner) sind daher nur in den entsprechenden Vorrichtungen mit Schutzglas zu betreiben. Sehr leistungsstarke HQI-Strahler sind anstatt einer Glasscheibe mit Borosilikatglas versehen. Allgemein ähneln diese einem "Baustrahler".

                             HQI-Brenner, 70-250 W, 5200 K                         HQI-Strahler


Bei größeren Terrarien eigenen sich auch Leuchtstoffröhren, die viel Licht „werfen“, oft in Kombi- nation mit UV-Anteilen, die allerdings sehr schnell nachlassen und daher nicht als alleinige Licht/ UV-Quelle sondern nur als Zusatzbeleuchtung betrieben werden sollten. Diese sind jedoch bei Dauer- betrieb ca. alle 6 Monate auszutauschen.


                

Dennerle, 6500 K, 15-30 W, 30% UV-A, 5 % UV-B    JBL Solar Reptil Jungle, 9000 K, 98 CRI, 2% UV-A, 

                                                                           0,5% UV-B, 15-38 W


              

ZooMed Ultra Sun, 6500 K, 98 CRI, 17-32 W                Lucky Reptile Daylight Sun, 39-54 W, kein UV, 6500 K


Arcadia, ab 150 - 400 W und zwischen 14.000 - 20.000 K


Wärme-Leuchtmittel

Hierunter versteht man Lampen, die sehr viel Wärme abgeben und lebensnotwendig für unsere Schildkröten sind. Da Schildkröten sich erst auf Aktivitätstemperatur erwärmen müssen, damit der gesamte Organismus sowie der Stoffwechsel arbeiten und eine Nahrungsaufnahme sowie Futter- verwertung möglich ist, darf dieses Leuchtmittel auf gar keinen Fall fehlen.

Bewährt haben sich handelsübliche Spot-Strahler, die einen sehr breiten Strahlungskegel besitzen. Zu üblichen Glühlampen kann ich nur bedingt raten, da diese sehr punktuell strahlen und oft sehr heiß werden. Empfehlen kann ich daher für den Terrarienbetrieb die PAR38-Strahler von Philips oder Osram. Diese sind in jedem größeren Baumarkt für den Indoor- aber auch für den Outdoor- Bereich erhältlich. Andere Lampen kann ich nicht empfehlen.


 

Osram PAR38-Strahler 80 W, Indoor          Nahaufnahme Philips PAR38-Strahler, 80 W, Outdoor



UV-Leuchtmittel
Der Bedarf an diesem Leuchtmittel ist für Schildkröten ebenfalls lebensnotwendig, um das Vitamin D3 zu bilden. Hierbei rate ich dringend beim Kauf von „Billig-Leuchtmitteln“ ab, da diese immer viel versprechen, jedoch meistens nur UV-A-Anteile abstrahlen. Schildkröten - aber auch andere Reptilien - benötigen unbedingt UV-B-Anteile. Ich kann wirklich nur zwei Leuchtmittel ruhigen Gewissens empfehlen:

Die meistgekaufte PowerSun und die unter Schildkrötenhaltern äußerst beliebte OSRAM Ulta- Vitalux. Beide Lampen sind recht teuer, aber die Tiere gedeihen hervorragend.


 

PowerSun, 100 W                                           OSRAM Ultra-Vitalux, 300 W


Die PowerSun gibt es mit 100 und 160 W Leistung. Sie kann in normaler Höhe des Terrariums angebracht werden und ist für den Dauerbetrieb (also mehrere Stunden täglich) geeignet. Die OSRAM Ulta-Vitalux gibt es nur mit 300 W Leistung, jedoch benötigt sie einen Abstand von mindestens 1 m zum Tier, dafür reicht es aus, wenn diese leistungsstarke Lampe nur etwa 20-30 Minuten am Tag betrieben wird. Baugleich ist in etwa auch die Radium-Sanolux (300 W).

Da all diese Leuchtmittel sehr hohe Wärme entwickeln, sind diese grundlegend in einer Porzellan/ Keramikfassung zu betreiben. Man bekommt im Handel sowie in diversen Internetshops auch fertige Fassungen mit Kabel und Stecker zu kaufen. Diese eignen sich besonders gut, wenn man HQI- oder HQL-Lampen betreiben will, da diese ein separates Vorschaltgerät benötigen.


   Sockel mit Fassung und Kabel                                   Verschiedene Keramikfassungen, gewinkelt und gerade


Der o. g. PAR38-Strahler sowie die PowerSun sollten in einem hierfür sehr gut geeigneten Reflektor oder Schutzkorb mit E27-Fassung betrieben werden. Die Ausführungen mit Sparschalter kann man sich im wahrsten Sinne des Wortes „ersparen“. Schildkröten benötigen die volle und keine um 50 % verringerte Leistung. Außerdem wurde berichtet, dass hierdurch viele Leuchtmittel vorschnell kaputt gegangen sind, da sie für eine Leistungsreduzierung (Minderung der Strahlungsintensivität und des Stromverbrauchs) nicht ausgelegt sind.

                                                                                                                  

JBL-Reflektor mit Schutz, E27                   ExoTerra Reflektor, 100-200 W    

Reflektor mit Schutz, bis 250 W


Um all diese Leuchtmittel zeitlich zu regeln, ist es unabdingbar jedes einzelne mit einer Zeit- schaltuhr zu betreiben. 


Wer nicht so viele Zeitschaltuhren betreiben will und auf Nummer sicher gehen möchte, was die Temperaturen betrifft, so empfehle ich ein digitales Thermostat mit integrierter Zeitschaltuhr. Das Modell ThermoControl PROII ist hierfür hervorragend geeignet. Man kann über dieses Gerät zwei von einander getrennte Leuchtmittel betreiben. Z. B. den Wärmespot, der sich zeitlich und zusätzlich per Temperatur regeln lässt. Wird er zu heiß, schaltet sich der Wärmespot automatisch kurzzeitig aus. Damit wird eine Überhitzung an der Leuchtstelle und somit Verbrennungen am Tier verhindert. Zusätzlich kann beispielsweise die Tageslichtlampe oder auch die UV-Lampe mit einem separaten Zeitschaltkreis betrieben werden. Der ThermoControl PROII erweist sich äußerst vorteilhaft in der Vorbereitung zur Winterstarre. Man kann den einen Zeitschaltkreis minutengenau und den anderen stundengenau einstellen.


 

Zeitschaltuhren für Indoor- und Outdoorbereich      Digitales Thermostat, ThermoControl PROII


Auf was sollte man unbedingt verzichten?
Völlig unangebracht und dazu überflüssig sind oft empfohlene Heizmatten. Wie schon oben beschrieben, verbinden Schildkröten ausschließlich Licht mit Wärme. Da Licht – und die damit verbundene Wärme - immer von oben kommt, sind Heizmatten völlig fehl am Platz, da Schildkröten diese nicht als Wärmequelle erkennen. Es ist sogar schädlich, da ständige Wärme von unten das Bodensubstrat austrocknet und den Bauchpanzer unnatürlich verdicken kann. Lassen Sie sich daher für die Testudo-Arten, aber auch andere Arten von Schildkröten, niemals eine Heizmatte „aufquatschen“!


Heizmatte, bitte nicht für Schildkröten verwenden!!!

Letztes Update: 15. Dezember 2019