Der Schlupf beginnt nachdem die Entwicklung im Ei vollständig abgeschlossen ist. Die ersten Anzeichen dafür sind kleine Risse im Ei, die durch geringe Bewegungen des Schlüpflings im engen Ei entstehen und durch die das Atmen möglich ist. Der eigentliche Schlupfvorgang kann durchaus mehrere Stunden und sogar Tage betragen. 


Der Schlüfling hat das erste kleine Loch in die Eischale gestoßen...


Ist der Dottersack in die Bauchhöhle absorbiert und stimmen die Schlupfbedingungen, versucht der Schlüpfling sich aus dem Ei zu befreien. Keinesfalls sollte beim Schlupfvorgang nachgeholfen werden! Jetzt ist einzig und allein Geduld gefragt. Auch wenn der Schlupfvorgang länger dauert als gedacht, Mutter Natur hat dafür Gründe und in diese sollte niemand einfach eingreifen. Der häufigste Grund dafür ist, dass der Dottersack noch nicht vollständig absorbiert ist und die kleine Schildkröte noch ein paar Tage in der Eihülle verweilt.


gerade schlüpfende Testudo hermanni

Um sich nun von der Eischale zu befreien, ist der Schlüpfling mit einem Eizahn (Eischwiele) ausgestattet, mit dem er ein Loch in die Eischale stößt. Während der nächsten Tage bewegt sich der Schlüpfling und entfaltet seinen Panzer, da er in der Mitte des Bauchpanzers zusammengefaltet (Bauchfalte) im Ei liegt. Durch das Strecken und Dehnen platzen größere Stücke der Eischale ab und der Schlüpfling kann sich vollständig befreien. Es kann bis zu 24 Stunden dauern, bis die Bauchfalte vollkommen verschwunden und der Bauchpanzer glatt ist. 


Fast geschafft...noch verweilt die Kleine in der Eischale.

Ist die Bauchspalte (Nabel) geschlossen, werden die kleinen Schildkröten kurz in eine flache Schale mit warmem Wasser gebadet und dann in ein Freigehege umgesetzt. Der Panzer der kleinen Schildkröten ist jetzt noch tellerrund und sehr weich. Die Nahrungsaufnahme beginnt kurz danach, kann aber auch mehrere Tage dauern, da die Kleinen erst den restlichen Dottersack in der Bauchhöhle noch aufbrauchen. 



Hier sind sehr schön der noch vorhandene Eizahn sowie die Risse in der Schale zu sehen.


Bei der offenen Inkubation dauert der Schlupfvorgang oft nur wenige Stunden. Erblickt der Schlüpfling beim Befreien aus der Eischale das erste Tageslicht, wird er sich schnell von dieser befreien, um sich Schutz unter Büschen und Strauchwerk (in der Natur) zu suchen. Hierbei (offene Inkubation) wurde oftmals festgestellt, dass der Dottersack noch nicht vollständig absorbiert und der Panzer gestreckt ist. In diesem Fall sollte der Schlüpfling unbedingt noch 1 - 2 Tage im Inkubator verbleiben.

Ist die kleine Schildkröte geschlüpft – hat sich also selbstständig aus der Eischale befreit – und der Dottersack ist trotzdem noch außenliegend, so sollte diese fixiert werden. Hierzu eignen sich ein Tesa-Rollen-Ring, kleiner Eierbecher o.ä. Sind noch geringe Schalenreste vorhanden, können diese durch ein kurzes Bad gelöst werden. Das kleine Tier sollte auf jeden Fall sauber untergebracht werden, z. B. in einer Heimchenbox ausgelegt mit feuchtem Küchenpapier und wieder in den Inkubator gesetzt werden. Es darf nicht mit ins Freiland gesetzt werden, da sich an der offenen Bauchstelle schnell Schmutz und Bakterien ansammeln könnten. Erst wenn die Nabelöffnung geschlossen ist, kann es zu den anderen Tieren ins Freiland hinzugesetzt werden.


Der "tellerrunde" Panzer eines Schlüpflings. Nun kann die Kleine wachsen und bereits im nächsten Jahr

sind schon die ersten Wachstumsringe zu sehen. Hier ganz deutlich zu erkennen sind die 13 Schilder

sowie die Nähte, wie sie sein müssen.

Sollte sich dennoch einmal ein Schlüpfling nicht aus der Eischale selbst befreien können, wird es eine Ursache dafür geben. In freier Natur würden diese Tiere leider nie das Tageslicht erblicken. So traurig es auch klingt, sollten auch wir hier nicht in die Natur eingreifen. Diese Schlüpflinge hätten kaum eine Überlebenschance, würden immer kränklich sein und auch in der Entwicklung zurück bleiben.  Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass diese Tiere das 2. Lebensjahr erreichen.


Achtung! Frisch geschlüpfte Schildkröten dürfen nicht fotodokumentiert werden solange die Bauchspalte noch offen ist. Eine Meldung der Nachzucht beim zuständigen Amt ist erstmal völlig ausreichend. Das erste Dokumentationsfoto sollte frühestens mit 4-6 Wochen gefertigt werden.


Letztes Update: 3. Mai 2009